Ein Land schweigt sich tot
In der Ukraine ist Aids zur Epidemie geworden, doch die Krankheit gilt als Tabuthema und wird kaum bekämpft
Ein Artikel in der Süddeutschen Zeitung von Cathrin Kahlweit
"Ich wollte Menschen helfen, um die sich niemand kümmert", sagt Ludmilla Striga. Deshalb hat die Ärztin aus dem ukrainischen Donezk, die früher in einem ganz normalen Krankenhaus gearbeitet hat, einen Schritt gewagt, der ihr viel Misstrauen und Ungläubigkeit eingebracht hat bei Freunden wie Kollegen: Sie arbeitet seit einigen Jahren in einer Aidsklinik. Dazu gehört Mut in der Ukraine, wo Aidskranke etwa so stigmatisiert sind wie Teufelsanbeter im Vatikan, wo viele Krankenhäuser HIV-Infizierten schlicht die Behandlung verweigern, wo Infizierte gewöhnlich verschweigen, dass sie den Virus in sich tragen, weil sie dann gesellschaftlich geächtet wären. Wo infizierte Straßenkinder nach dem Aidstest schon mal wieder auf die Straße zurückgeschickt werden, weil sich niemand um Jugendliche kümmern will, die sowieso bald sterben. Und wo die meisten Ukrainer ohnehin nicht wissen, ob sie sich angesteckt haben. Denn kaum jemand lässt sich auf Verdacht testen. Aids ist tabu.
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28.11.2008 | Kategorie: Situation