Das AIDS-Zentrum Donetsk

Das AIDS-Zentrum des Oblast (Bezirk) Donetsk wurde bereits Mitte der 90er Jahre aufgebaut und ist damit das älteste der Ukraine. In der benachbarten Stadt Gurlowka befindet sich das älteste städtische AIDS-Zentrum des Landes, das bereits 15 Jahre alt ist, und dessen Erfahrungen für den leitenden Chefarzt Dr. Nikolai Graschdanow Anlaß zur Gründung des Bezirks-AIDS-Zentrums waren.

In der damaligen Zeit des Chaos, kurz nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion, gab es für diese Einrichtung keine Unterstützung durch das ukrainische Gesundheitsministerium und praktisch kein Geld. Die beginnende HIV/AIDS-Epidemie wurde ebenso wie die sie auslösende epidemische Drogensucht von der ukrainischen Regierung und der (allerdings grundsätzlich noch kaum artikulationsfähigen Öffentlichkeit) nach innen hin mit Gleichgültigkeit betrachtet und nach außen geleugnet.
Das Engagement Graschdanows und seiner Mitarbeiterinnen (tatsächlich sind die meisten Ärztinnen) ist also sehr hoch einzuschätzen. Alle anderen AIDS-Zentren der Ukraine wurden erst später gegründet als es für HIV/AIDS schon Geld von der ukrainischen Regierung (Nationales AIDS-Zentrum Kiew) und aus dem westlichen Ausland gab.
Die allermeisten AIDS-Zentren in der Ukraine sind genau drei Jahre alt, gegründet mit Geldern des Global Fund, und haben entsprechend wenig Erfahrungen mit diesem komplexen Syndrom und seiner Therapie.
Da das AIDS-Zentrum Donetsk kein Geld hatte, eine eigene stationäre Einrichtung zu bauen, einigte es sich mit ca. 20 Krankenhäusern des Bezirks darauf, jeweils einige wenige Betten für AIDS-Patienten auf normalen internistischen Stationen bereitzustellen. Dadurch sind die AIDS-Patienten in den Kliniken dieser Region für ukrainische Verhältnisse wenig marginalisiert.
Vor allem aber haben auf diese Weise relativ viele Ärzte im Umkreis des AIDS-Zentrums Erfahrungen in der Behandlung von AIDS. Allerdings gibt es erst seit Ende 2005 für einige, viel zu wenige Patienten die ART.
Dabei wäre der Bedarf riesig. Im Bezirk Donetsk leben nach Schätzungen des AIDS-Zentrums im Moment ca. 250.000 von insgesamt 4,8 Millionen Einwohnern mit einer HIV-Infektion. Die einzige Personengruppe, die nach wie vor relativ umfassend darauf getestet wird, sind die Schwangeren, von denen über 5% positiv sind.
Auch mehr als 5% aller Blutspenden in dieser Region sind positiv. Dies sind Indizien dafür, daß die Infektion über die ursprüngliche Risikogruppe der Drogenabhängigen hinaus die Allgemeinbevölkerung erreicht hat.
Der Bezirk Donetsk ist nach Odessa, Mikolajew und Dnjepropetrowsk die am viertstärksten betroffene Region der Ukraine. Sein AIDS-Zentrum ist durch seine engagierten und in der Behandlung opportunistischer Krankheiten sehr erfahrenen Ärzte ein sehr geeigneter Kooperationspartner.
Zumal die aus Mitteln des Global Fund gekaufte ART auch zukünftig nur für einen Bruchteil der ukrainischen AIDS-Patienten ausreichen wird. Weshalb die Konzentration auf die Behandlung von Ko-Infektionen nur realistisch ist.
Karsten Hein

23.07.2006 | Kategorie:

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